Am Neujahrstag wollten wir auf dem Hügelrücken, beim Mirador del Rio zu einem weiteren Aussichtspunkt wandern. Es war zwar wolkig und windete stark aber die Sicht war gut. Wir waren ganz allein unterwegs. Auf dem ganzen Weg ist uns niemand begegnet. Auf der einen Seite hatten wir eine wunderbare Sicht auf La Graciosa und die anderen kleinen Inseln, auf der anderen Seite blickten wir auf Orzola und die Ostküste runter. Auf dem Rückweg zeigte sich die Sonne und machte die Aussicht noch schöner.
Nachdem wir den fälligen Service erledigt hatten, fuhren wir wieder nach Haria und machten die Wanderung, weiter auf dem Camino Natural, durch das Malpasotal, in die Höhe, Richtung Famara. In Haria kamen wir am Haus, in dem César Manrique bis zu seinem Tod gelebt hatte, vorbei. Leider war eine Besichtigung nicht möglich. César Manrique, der Architekt, Künstler und Umweltschützer hat die Insel nachhaltig geprägt. Er setzte sich dafür ein, dass Häuser nur im traditionellen Baustil und nicht höher, als zwei Etagen, gebaut werden sollten. Er bewirkte auch ein Verbot für Werbeplakate und schaute dafür, dass der Massentourismus in gemässigten Bahnen verlief.
Als wir die Höhe erreicht hatten, sahen wir durch ein Quertal bis nach Arrieta und Punta Mujeres runter, auch zurück, nach Haria.
Von Maguez und Haria aus wanderten wir auf verschiedenen Wegen zu Aussichtspunkten auf der Klippe. Es war immer noch sehr windig und wolkig.
Am Abend des 5. Januar hörten wir plötzlich Polizeisirenen. Sie kamen immer näher.
Als wir rausschauten, sahen wir einen Konvoi, angeführt von Polizeimotorrädern, gefolgt von einem Cabriolet mit dem Weihnachtsmann, dann kamen in weiteren Wagen die drei Könige und ein Polizeiauto. So fuhren sie durch den ganzen Ort.
Der Dreikönigstag ist in Spanien ein wichtiger Tag. Das ist uns schon aufgefallen, als wir heute über den Dorfplatz gelaufen sind. Es wurde eifrig dekoriert.
In den nächsten Tagen regnete es immer wieder heftig. So machten wir eine Wanderpause und erledigten andere Arbeiten.
Erst am zwölften gingen wir wieder auf Wanderschaft. Von Haria aus machten wir eine Rundwanderung durch ein kleines Tal zu den Klippen und zurück über einen Hügel mit einer wunderbaren, duftenden Blumenpracht.
Als Nächstes folgten wir dem Camino de Gayo, der von Maguez auf die Klippen und wieder runter nach Guinate führt. Unterwegs kommt man an verschiedenen Informationstafeln vorbei. Dabei erfahren wir unter anderem, dass die Hochebene Los Lomos de Gayo, 540m über dem Meeresspiegel, von den Wolken, die der Passatwind über die Hochebene bläst, befeuchtet wird. Die in der Landwirtschaft bis heute verwendeten kleinen schwarzen Steinchen können die Feuchtigkeit gut speichern, da sie porös sind. Deshalb wurden auf diesem Gebiet schon sehr früh Kartoffeln, Mais und anderes angebaut. Diese kleinen Steinchen, Pyroklasten, Lapilli oder auf Lanzarote Rofe genannt, wurden bei der Explosion eines Vulkanausbruchs in die Luft geschleudert. Sie geben dem Boden nicht nur die Feuchtigkeit wieder ab, sondern auch Mineralstoffe. Ausserdem verringern sie das Wachstum von Unkraut auf den Feldern. Auf Feldern, die bewässert werden müssen, verringern sie den Wasserverbrauch. Ein grosser Vorteil, da Wasser auf der Insel ein knappes Gut ist.
Am 15.1. wollten wir von Guinate aus zu einem Parkplatz in Ye laufen, von dem aus man den Strand, der unterhalb der Klippen liegt, erreichen kann. Da wir dem Weg, den das Navi vorgab, an einem Punkt nicht weiter folgen konnten, weil er durch Privatgelände geführt hätte, haben wir uns auf den Umwegen immer mehr verfranst. Schliesslich traten wir den Rückweg an und fuhren mit dem Auto zu dem Parkplatz. Es führt ein gut angelegter Weg bis zu den Stränden runter. Wir waren jedoch von unserem Irrweg zu müde, um diese Höhendifferenz, runter und wieder hoch, jetzt noch zu überwinden. Übernachten wollten wir dort nicht, da vor Dieben gewarnt wurde und wir zuvor auch Negatives in diese Richtung gehört hatten.
Am 16. beschlossen wir, nach Fuerteventura rüber zu gehen, weil in Lanzarote die Ansteckungszahlen explodiert sind und wir harte Massnahmen fürchteten.
Als ich das Ticket kaufen wollte, erklärte mir der Beamte im Hafen, dass man die Insel nur noch mit einem triftigen Grund verlassen dürfte. Wir könnten zwar gehen, könnten jedoch ernste Probleme mit der Polizei drüben bekommen.
So entschlossen wir uns, zu den Papageienstränden im Südosten zu fahren und von da aus weiter zu wandern.
Wir fanden einen Platz mit schöner Aussicht auf die Playa Mujeres und Fuerteventura mit dem kleinen vorgelagerten Inselchen Lobos. Ein paar Segelschiffe ankerten in der Bucht.
Die erste Tour ging Playa Quemeda entgegen, dem Örtchen, das wir als letztes bei unserer Küstenwanderung von Norden her erreicht hatten. Da dieses Gebiet immer wieder von tiefen Einschnitten zerklüftet wird, führte uns der Weg nicht unmittelbar der Küste entlang und schlängelte sich auch immer wieder in diese Einschnitte zurück. Die Gegend ist hier sehr kahl.
Am nächsten Tag liefen wir der Küste entlang um den Südostzipfel und schauten uns die schönen Strände an.
19.1. Wir liefen über den Hügel nach Playa Blanca. Am Anfang des Ortes mussten wir eine riesige Hotelanlage, die momentanen geschlossen ist, umrunden. Dann kamen wir auf die Promenade, welche uns bis zu einem schönen Yachthafen führte. Vieles war geschlossen. Trotzdem hatte es noch einige gemütliche Restaurants, in denen es sich die Touristen wohl sein liessen. Wir geniessen es, dass es momentan nicht so überfüllt ist.
Hinter der Playa Caleta del Congrio, welches ein schöner FKK-Strand ist, befindet sich der hässlichste Campingplatz, den wir je gesehen hatten. Er ist nur im Sommer geöffnet und wir fragten uns, wie das auszuhalten ist so ganz ohne Schatten. Von hier aus wollten wir uns die Küste ein Stück weit nach Norden noch ansehen. Ich fand es nicht sehr aufregend. Ein paar steinige Buchten in einer kahlen Landschaft. Stellenweise war der Weg sehr steil.
Da hat mir die andere Seite, Richtung Salina de Janubio viel besser gefallen.
Zuerst folgten wir vom Yachthafen aus der Promenade bis zum Fährhafen und weiter bis ans Ende der Promenade bei Montaña Roja. Am südlichsten Punkt steht ein Leuchtturm, dann ging es die felsige Westküste hoch. Eine wilde Brandung peitschte gegen die Felsen. Vor der aufsteigenden Felsküste war eine Art Felsplateau, wie ein Treppenabsatz, in dem es immer wieder Vertiefungen hatte, die Badepools bildeten. Wir kamen an einer Bauruine, die ein Hotel hätte werden sollen, vorbei und in der Ferne sah man die in verschiedenen Farben leuchtenden Feuerberge des Timanfaya Nationalparks, den wir leider erst später durchwandern werden können.
Auf dem Rückweg trafen wir einen Schweizer, der ebenfalls mit dem Wohnmobil unterwegs war.
Martin, teilte uns während des Gesprächs mit, dass er am nächsten Tag nach Fuerteventura übersetzen wolle. Wir erzählten ihm von der Auskunft des Hafenbeamten, worauf er meinte, er werde es trotzdem versuchen. Wir baten ihn, uns mitzuteilen, wenn alles reibungslos laufen würde. Prompt erhielten wir am nächsten Tag die Nachricht, dass alles problemlos abgelaufen sei.
So entschieden wir uns auch, schweren Herzens, nach Fuerteventura rüberzugehen. Für Lanzarote war eine vierte Stufe im Ampelsystem, das auf den Kanaren angewendet wird, geschaffen worden, weil die Ansteckungszahlen so schnell in die Höhe schossen. Da die Tendenz stetig steigend war, fürchteten wir noch mehr Beschränkungen.
Um 17.00 Uhr fuhren wir von Playa Blanca rüber nach Corralejo. Die Überfahrt dauerte nur ungefähr 30 Minuten.
Wir wollen auch hier den Camino Natural von Norden nach Süden wandern. Die ersten Kilometer von Corralejo nach Lajares haben mir nicht so gefallen. Der Weg verlief oft entlang der Strasse oder einer Piste. Die Landschaft war auch sehr karg. Was lustig war, war das Gewusel von nordafrikanischen Erdhörnchen, kurz vor Lajares. Die kleinen Tierchen kamen direkt auf uns zugerannt. Wahrscheinlich werden sie von den Leuten gefüttert, dass sie so zutraulich sind.
Lajares scheint ein beliebter Ort bei Surfern zu sein. Neben Surfshops und Surfschulen gibt es viele Bars und Beizli. Der Ort ist sehr langgezogen und die Häuser sind weiträumig zerstreut.
Wir sind zuvor von Corralejo aus, soweit möglich, dem Meer entlang bis zu den schönen Playas Grandes gelaufen, zwei langen, breiten Sandstränden, mit Aussicht auf die kleine Insel Lobos. Dahinter erstreckt sich eine weite Dünenlandschaft, die zum Naturpark von Corralejo gehört. Diese Sandlandschaft hatten wir schon von Lanzarote aus gesehen.
Weiter auf dem Camino Natural, von Lajares bis nach La Oliva, dem Ort, nach dem der nördliche Bezirk benannt ist, überquerten wir einen Hügelrücken, den ein Lavastrom des Vulkans de la Arena gebildet hatte. Schaut man vom Hügel Richtung Lajares zurück, sieht man das Meer. Am Hügel weiter unten schimmern grünliche Felder. Kommt man näher, sieht man, dass die Felder übersät sind mit Steinen, die von Flechten überwachsen sind. Ich habe gelesen, dass die Säuren der Flechten die Gesteine angreifen und so zur Bodenbildung beitragen.
La Oliva ist, im Vergleich zu Lajares, ein verschlafenes Dorf. Es gibt hier nicht so viele Restaurants und Shops und man trifft auch nicht viele Leute auf der Strasse.
Wir parkierten, zum Übernachten, auf einem Parkplatz gegenüber der Kirche. Diese wurde am Abend schön in Szene gesetzt mit einer speziellen Beleuchtung und Musik. Leider lief die Musik in einer Endlosschleife, was mit der Zeit erheblich nervt. Zum Glück hatten wir Kopfhörer, die wir reinstöpseln konnten, um uns dieser Folter zu entziehen. Umparkieren wollten wir nicht mehr.
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